Ein poetisches Buch voller Weisheit

Allgemeines/Grundthese: Yasmin, die junge Protagonsistin des Buches, steckt in einer scheinbar auswegslosen Situation: Schwanger geworden durch ein erotisches Abenteuer und gleichzeitig voller Wünsche für ein selbstbestimmtes Leben weiß sie nicht, ob sie sich für dieses Kind entscheiden soll. Dass sie kurze Zeit vorher in dem reifen Enrico die Liebe ihres Lebens gefunden hat, macht ihre Situation nicht leichter…

Aufbereitung des Themas: Theresia Maria Wuttke greift in ihrem Buch ein Thema auf, welches mir als Hebamme und selber Mutter zweier Kinder sehr nahe liegt. Wer selbst schon einmal schwanger gewesen ist, kennt sie genau, diese Gefühlsschwankungen zwischen Himmel-Hoch jauchzend und zu Tode betrübt die einen selber – und die Umgebung – in schiere Verzweiflung stürzen können. Sind wie in Yasmins Fall die Verhältnisse anfangs völlig ungeklärt, sind die widerstreitenden Gefühle zwischen dem „Ja“ und dem „Nein“ zum Leben noch viel tiefer. Yasmin findet ihren Weg und ist am Ende des Buches gesegnet mit der Unterstützung beider Männer, dem Vater des Kindes und ihrem Lebensgefährten. Sie lernt Schritt für Schritt, ihrer inneren Führung zu vertrauen und ihre Sehnsucht nach einem Kind nicht zu verleugnen. Liest man dies, so könnte man meinen, dies sei nichts weiter als eine nette Geschichte mit einem Happy End? Doch dieses Buch ist weit mehr: Eine Parabel auf das Leben selber, den Reifungsprozess den man als Mensch durchläuft und den Fragen nach Lebensaufgabe, Sinnhaftigkeit und Vertrauen, die mit dem Prozess der Identitätsfindung eines jeden Menschen einher gehen.

Struktur: Man kann dieses Buch auf vielen Ebenen lesen. Einfach als kleine Geschichte, die zu Herzen geht oder mit dem Tiefenblick der zu erfassen sucht, welche Persönlichkeitsanteile sich in den einzelnen Romanfiguren wieder finden. Die Botschaft in ihrer ganzen Tiefe erschließt sich vielleicht auch erst bei mehrmaligem Lesen, da es so vielschichtig und tiefgründig ist. So viel tiefenpsychologisches Wissen kommt als leichte Kost daher.

Sprache/Duktus:Die Sprache ist zugleich leicht und poetisch, dann wieder kraftvoll und und sehr direkt. Die Beschreibung der Gefühle geht mit einer bildhaften Sprache einher, die direkt mit dem eigenen inneren kommuniziert. Sie ist für mich als Liebhaberin pragmatischer Texte anfangs etwas fremd gewesen und ihre Schönheit hat sich mir erst beim zweiten Lesen aufgetan. In unserer pragmatischen und eilenden Zeit vielleicht genau das Antidot, was wir brauchen?

Zusammenfassend: Yasmin liebt – man könnte auch sagen: Yasmin lebt! Wer das Leben in seiner ganzen Fülle erfühlen möchte und gleichzeitig eine lebensbejahende Botschaft sucht, für den ist das Buch genau das richtige.

von Clea